Aktuelle Ausgabe
 









#98, Juni 07

PRAXISORIENTIERTE MUSIKWISSENSCHAFT: EIN WIDERSPRUCH?
Zur Forschung an den Musikhochschulen
VON THOMAS MEYER

Infolge des Forschungsauftrags des Bundes an die Fachhochschulen hat sich in den letzten Jahren an den Schweizer Musikhochschulen eine rege Forschungstätigkeit entwickelt. Kein einheitliches Panorama bietet sich dem, der, wie unser Autor Thomas Meyer, diese noch im Entstehen begriffene Landschaft in der deutschsprachigen Schweiz zu überblicken sucht. Abgesehen von einer insgesamt praktischen Ausrichtung und Legitimation der meisten Forschungsvorhaben sind die Anforderungen, die sich aus dem jeweiligen Standort und dem jeweiligen Institutstypus ableiten, durchaus unterschiedlich; unterschiedlich ist auch das jeweilige Selbstverständnis und die Beziehung zur etablierten Musikwissenschaft, wobei einige Ansätze zu einem übergreifenden Diskurs hoffen lassen, dass die traditionelle Unverträglichkeit von Musikforschung an der Universität und an der Hochschule möglicherweise produktiv überwunden werden kann.

 

KOMPONIERENDE BASTLER, BASTELNDE KOMPONISTEN
Warum Kagel beides nicht ist
VON DANIEL WEISSBERG

Inwieweit vermag der Fokus auf die experimentellen Klangerzeuger bei Mauricio Kagel dessen Schaffen zu erhellen und wo verstellt dieser den Blick auf eine kompositorische Haltung, welche Werken ganz unterschiedlicher äusserer Erscheinungsformen gemeinsam ist? Der Fragestellung wird anhand eines Vergleichs des Umgangs mit herkömmlichen Instrumenten und mit experimentellen Klangerzeugern in Kagels Schaffen nachgegangen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die Werke Acustica (1968/70) und III. Streichquartett in vier Sätzen (1986/87).

ALTE INSTRUMENTE UND AKTUELLES KOMPONIEREN
Ansätze zum Umgang mit einer Problemstellung
VON STEFAN DREES

Das zunehmende Interesse zeitgenössischer Komponisten an den aufführungspraktischen und klanglichen Voraussetzungen von Originalklangensembles bewirkt, dass die Grenzen zwischen alter und neuer Musik mehr und mehr aufweichen. Behandelt Mauricio Kagel in seiner Musik für Renaissance-Instrumente (1965/66) auf historischen Originalklanggebern Hervorgebrachtes als «neueste Klänge», setzt sich Juliane Klein in ihrem Werk … und folge mir nach (2005) intensiv mit der Spielpraxis eines Barockensembles auseinander.

KANN ES EINE ÄSTHETIK DER «INTENSITÄT» UND DER «KLANGFARBE» GEBEN?
Zum Komponieren von Rebecca Saunders 
VON SEBASTIAN KIEFER

In ihrer Musik fokussiert Rebecca Saunders auf fast obsessive Weise die Kategorien «Klangfarbe», «Intensität», «Entgrenzung» und «Unmittelbarkeit», um als «intellektualistisch» verpönten Gestaltungsprinzipien zu entkommen. Sebastian Kiefer wirft in seiner kritischen Annäherung an die Musik der 1967 geborenen Rihm-Schülerin die Frage auf, inwiefern ein von keiner Konvention gebremster Energiefluss in wohnzimmertaugliches Klangdekor umschlagen kann.

WOZU EINE ONTOLOGIE DER MUSIK?
Wie wir musikalischen Werken begegnen
VON ROGER POUIVET

Roger Pouivet, ein französischer Philosoph der analytischen Tradition, fragt sich in diesem Artikel was eigentlich ein musikalisches Werk ist; und warum solche «ontologische» Fragen überhaupt für die ästhetische Reflexion so wichtig bleiben.

PEUT-ON DIRE LA MUSIQUE ?
Wittgenstein et le sens de la musique
PAR SEBASTIAN AESCHBACH

Les remarques éparses de Wittgenstein nous rappellent à quelle point à quel point parler de musique est une tâche périlleuse et que, au fond, la compréhension d’une œuvre se manifeste presque toujours par des moyens non linguistiques. 

 

 

RADIKALE SUBJEKTIVITÄT UND MEDITATIVE VERSENKUNG
Der musikalische Kosmos des wandlungsfähigen Duos Ingeborg Poffet/Jopo
VON DAVID WOHNLICH

Zwar sind die Akkordeonistin und Vokalistin Ingeborg Poffet und der Saxophonist Jopo in der Jazzszene seit vielen Jahren bekannt. Aufgrund vielfältigster Aktivitäten ist es bisher noch nicht gelungen, die Musik dieses Gespanns einem bestimmten Genre zuzuordnen und so einem breiteren Hörerkreis konsumabel zu machen. Ein kurzer Blick auf die Projekte Femme Fatale für Bildhauer mit Kettensäge, eine Tänzerin und Instrumentalensemble (2003), Indian Book für Saxophon, Akkordeon, Stimme und Tabla (2006) und Ghosttown 2007 – ein Musik-Video-Kunst-Werk (2007) lässt die erstaunliche Wandlungsfähigkeit eines Duos erahnen, für das die Möglichkeit einer radikalen Subjektivität, wie sie in der meditativen Versenkung in die eigene Auseinandersetzung mit der Tradition aufscheinen kann, viel wichtiger ist als theoretisch wasserdichte und einfach auf die musikalische Praxis applikable ästhetische Konzepte.

Compositeurs suisses

CONTRAINTES ET LIBERTÉS STYLISTIQUES
L’œuvre musicale de Constantin Regamey (1907–1982)
PAR RAPHAËL BRUNNER

Même cent ans après sa naissance, Regamey reste une figure emblématique de la musique suisse romande. Raphaël Brunner revient sur quelques œuvres clés de celui qui a été professeur de langues et civilisations slaves et orientales.

Berichte / Comptes rendus

–           Lausanne : le Festival Archipel 2007
–           Richard Barretts und Morton Feldmans Sprachmusiken in Basel
–           L’ensemble intercontemporain fête son 30e anniversaire
–           Das Basler Festival «Der Schall. Mauricio Kagels Instrumentarium»
–           Die Berliner Festivals Ultraschall und MaerzMusik
–           Nachrichten / Nouvelles
–           Nachrufe / Hommages (Hansjörg Pauli, Giuseppe Giorgio Englert, Ernst Haefliger)
–           Diskussion 7 Discussion
–           STV-Rubrik / Rubrique ASM
–           CD/DVD-Rezensionen / CD et DVD
–           Bücher-Rezensionen / Livres