Aktuelle Ausgabe
 









#108, Dezember 09

VERSCHIEDENES ZU HERMANN MEIER

VON URS PETER SCHNEIDER, EINEM FREUND

Urs Peter Schneider (geb. 1939) und Hermann Meier (1906-2002) lernten einander im Jahr 1983 kennen und schätzen. Nachdem Meiers frühere Versuche, im öffentlichen Musikleben zu Wort zu kommen, immer wieder konsequent gescheitert waren und der Komponist zur Resignation neigte, impulsierte die neue Freundschaft ein beeindruckendes Spätwerk. Schneiders Bericht und Meiers Äusserungen dokumentieren die geistige Haltung von Künstlern, deren Selbstverständnis sich nicht zuletzt aus der produktiven Verweigerung der Spielregeln von Musiksystemen speist.

 

«ALLES IST ÜBERGANGSLOS UND HART»
Ein Überblick über das kompositorische Schaffen von Hermann Meier
VON MARC KILCHENMANN

Hermann Meier (1906-2002) kann kompositorisch nicht als Vertreter seiner eigenen Generation betrachtet werden, eher ist er den etwa zwanzig Jahre Jüngeren (Boulez, Stockhausen) zuzurechnen. Er ist deshalb der mit Abstand älteste Vertreter der Nachkriegsavantgarde. Sehr früh erkundete er serielle und punktuelle Techniken, schuf bereits in den fünfziger Jahren Clusterkompositionen und wandte sich in den siebziger Jahren der Geräuschkomposition und der elektronischen Musik zu. Der Pianist und Meier-Interpret Dominik Blum brachte Meiers Entwicklung auf die Formel: «Dodekaphonist, Serialist, Avantgardist». Die Radikalität in der Anverwandlung und Weiterentwicklung der Techniken der musikalischen Moderne lässt Hermann Meier allerdings selbst innerhalb der seinerzeit als «fortschrittlich» stigmatisierten Aussenseiter der Schweizer Musik als Aussenseiter erscheinen. In der Abgeschiedenheit des Schwarzbubenlandes schuf Meier eine Musik von erstaunlicher Kraft, der bisher nicht allzu viel Beachtung zuteil geworden ist.

DU TRANSNATIONAL EN MUSIQUE
Vers une musicologie de la contemporanéité proche
PAR GIANCARLO SICILIANO

IM SCHLEIFEN DER DIFFERENZ
Thomas Kesslers Orchesterstück «Utopia» wurde im Rahmen des Kunstfests Weimar uraufgeführt
VON BJÖRN GOTTSTEIN

71 Musiker mit 71 Mikrophonen, 71 Fusspedalen und 71 Laptops: Dies ist das Setting von Thomas Kesslers neuem Werk Utopia für grosses Orchester mit Live-Elektronik. Die Idee hinter seiner sinfonischen Utopie ist die, dass sich Orchesterklang elektronisch nicht unbedingt nur von einem zentralen Mischpult aus modifizieren lassen muss, sondern dass die Modulationen der einzelnen Stimmen auch diversifiziert werden kann. Das neue Werk ist die Apotheose von Kesslers Control-Stücken, in denen jeweils ein Performer sich zu einer Maschine musikalisch verhalten muss - Platons Staatsutopie wird durch ein musikalisches Kollektiv realisiert, wodurch unter anderem erstmals erfahrbar wird, wie sich ein live-elektronisches Tutti anhört.

ERINNERUNG UND AUFBRUCH
Der Komponist Franz Furrer Münch

VON THOMAS MEYER

Ein beharrlicher Arbeiter abseits des Mainstreams: Der Komponist Franz Furrer-Münch (geb. 1924), der von 1969 bis 1989 am Kartographischen Institut der ETH Zürich tätig war, hat im Lauf der Jahrzehnte ein eigenwilliges, unberechenbares Oeuvre zwischen Verinnerlichung und Ausbruch geschaffen. Ein paar Notizen zu einem höchst ungewöhnlichen Lebenswerk.

«ICH LEISTE MIR DEN LUXUS ...»
Die Bedeutung von Tonsystemen in der Oper «Melancholia» von Georg Friedrich Haas
VON TILL KNIPPER

In der europäischen Musik gibt es eine lange Tradition, verschiedene Tonhöhenordnungen kontrast- und formbildend einzusetzen. Man denke an die Themenkomplexe in Dur und Moll des 19. Jahrhunderts; in Claude Debussys Préludes (z. B. ... Voile...) ist es häufig die Gegenüberstellung von Pentatonik und Ganztonleiter(n), Klaus Huber pendelt in seinen Kompositionen seit 1992 vornehmlich zwischen drittel- und vierteltönigem Tonhöhenraster (meist reduziert auf wenige Tonhöhen) und Georg Friedrich Haas hat seit vielen Jahren eine Vorliebe für die beiden Kontrastwelten der sogenannten «spektralen» Tonleiter und den Harmoniekonzeptionen des mikrotonalen Komponisten Ivan Wyschnegradsky. Auch Melancholia (2006-2007), seine jüngste Komposition für Musiktheater nach einem Libretto von Jon Fosse, ist von diesem Wechselspiel geprägt und es stellt sich die Frage, wie die Tonsysteme verwendet werden und wie sie im dramatischen Zusammenhang semantisch konnotiert sind: Klangliche Repräsentationen der Gegenwelten von feindlich-biederem gesellschaftlichem Kollektiv und Individuum mit Entfaltungstendenz sind in der Künstler-Oper durchaus auszumachen.

À LA CROISÉE DES MONDES
Le compositeur Wen Deqing
PAR DANIEL EISLER

Berichte / Comptes rendus

–          Fete des Musiciens Lausanne (septembre 2009)
–           «Klang-Skulptur»: das Festival Rümlingen (August 2009)
–          In Donaueschingen (2009)
–          «Dreizehn 13»: ein Bahnhofsprojekt im Basler Badischen Bahnhof (Oktober 2009)

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